Kinderhilfswerk YASPEM - Indonesien

“Wenig Geld kann dort ungeheuer viel bewirken.”

Wenn der Steyler Missionar Pater Heinrich Bollen Gäste des Sea World Club vor dem Abendessen zu einem Aperitif auf die Veranda seiner Bambushütte neben dem Club einlädt, dann fragen viele nach seiner Arbeit als deutscher Missionar auf Flores. Und wenn er dann erzählt, werden manche sehr neugierig und möchten gerne als willkommene Urlaubsabwechslung einen Tag den Pater in die Kinderhilfszentren begleiten. Und dann sind sie mächtig erstaunt, was dieser Mann in Jahrzehnten seines Wirkens dort aufgebaut hat.

Er ist nicht nur Pfarrer in den Gemeinden Maumere und Watublapi sondern auch Sozialbeauftragter für den Maumere Distrikt und Gründer der sozialen Stiftung Yaspem vor 35 Jahren. 2008 erschien ein Buch über sein Lebenswerk: „Predigt geerdet“. Mit vielen gewonnenen Helfern aus der Bevölkerung und dem Ausland (auch aus dem deutschsprachigen Raum) haben er und seine Mitbrüder Flores – das zu den kleinen Sunda-Inseln gehört – geistig, wirtschaftlich, kulturell und ökologisch aufgebaut. Die Verbesserung der Anbaumethoden in der Landwirtschaft, Verhinderung von Bodenerosion,Anbau von Gemüse und Obst, Kaffee, Kakao und Pfeffer, Kooperativen, Verbesserung der Gesundheitsvorsorge, Ausbau des Wegenetzes, Anschaffung von Transportmitteln in den Dörfern, die Hebung der Qualität der Ernährung, vor allem der Kinder, Wasserversorgung, Brunnenbau, die Vermarktung der Produkte, Ausrottung bon TBC und Lepra und die Schaffung der Kinderheime sind einige Schwerpunkte.

Im Rahmen der Kinderhilfe wurden im Laufe der Jahre vier Kinderhilfszentren errichtet, wo u. a. auch Frauen und Mädchen angeleitet werden, Kinder und Vollwaise zu betreuen, deren Mütter verstorben sind oder wegen Krankheit an der Versorgung ihres Kindes gehindert sind. Viele Kinder bleiben so lange in dem Kinderhilfszentrum, bis die Sicherheit gegeben ist, dass nach Rückkehr in den Kampung (Dorf) eine gute Versorgung des Kindes gewährleistet ist. Die Pflegemütter lernen in dieser Zeit nicht nur eine gute Kinderversorgung, sie lernen auch Kochen, Nähen, Gartenarbeit und Tierhaltung.

Yaspem hat auch ein Behindertenheim mit einem großen Therapieraum und Werkstatt eingerichtet, wo behinderte Kinder nach Operationen auch physiotherapeutisch nachbehandelt und handwerklich angeleitet werden. Darüber hinaus gibt es im strukturschwachen Tana-Ai-Gebiet ein Mädchenheim mit der Möglichkeit einen Mittelschulabschluss zu erlangen.

In dem 35-jährigen Bestehen von Yaspem konnte in diesen sechs Kinderhilfszentren tausenden Kindern intensiv geholfen werden. Ärzte und Therapeuten aus verschiedenen Ländern sind seit Jahren bereit, einmal ihren Urlaub zu opfern und einige Wochen dort zu helfen (Was ein Aperitif so alles bewirken kann!).

Von vielen Seiten und Institutionen wird dieses Hilfswerk unterstützt, wie z. B. von Kolping-Kaiserslautern, der Floreshilfe Nordwestdeutschland, der Steyler Bank für missionarische und entwicklungspolitische Aufgaben, von Missio Aachen, MISEREOR und vielen anderen.

Viele Leute kommen nach Flores um die Entwicklungsmodelle dort kennenzulernen; unter ihnen Minister, Fachleute der internationalen Entwicklungsarbeit und -gremien und Journalisten. Die Arbeit von Pater Bollen wurde mit hohen Auszeichnungen der Republik Indonesien gewürdigt. Schon 1984 sagte der damalige Innenminister Soeparman: „Pater Bollen ist als „Bapak Bollen“ bekannt und hat einen großen Anteil an der Entwicklung der Bevölkerung von Flores. Sein Beitrag für dieses Gebiet ist unschätzbar.“ Und in der Laudatio zur Ordensverleihung KALPATARU des Indonesischen Präsidenten Soeharto 1988 sagte der Umweltminister: „Er hat den Beweis erbracht, dass eine zerstörte Umwelt regeneriert und wiederbelebt werden kann.“ Der Vertreter der Bevölkerung von Watublapi Plasius Pasing sagte später auf einem Empfang: „Pater Bollen hat mehr Autorität unter der Bevölkerung als die Regierung.“

Seit Jahren wird auch durch unsere Gemeinde Hl. Kreuz dieses Kinderhilfswerk Yaspem unterstützt, bisher mit ca. 166.000 Euro. Im Dezember 1992 richtete ein Erdbeben mit nachfolgender Flutwelle und Stürmen auf Flores und benachbarten Inseln große Schäden an. Sechs Monate später lernte ich die Insel und das Hilfswerk kennen. Damals begann die Unterstützung. Ein Teil des Erlöses unseres 24-Stundenlaufs wird auch diesmal wieder nach Flores gehen. Wir haben erfahren: Wenig Geld kann dort ungeheuer viel bewirken.

Helmut Faßbender (Vikar Hl. Kreuz)
aus der Festschrift zum 15. Lauf

Zurück